Traurige Wahrheit: Jährlich mehr als 400 Radverkehrstote
Im Jahr 2022 sind 474 Menschen in Deutschland tödlich mich dem Rad verunglückt, das ist mehr als ein tödlicher Unfall pro Tag.
Von der Vision Zero, dem Ziel von null Verkehrstoten, sind wir weiter denn je entfernt. Zwei Drittel aller Fahrradunfälle sind bedingt durch Kollisionen mit Autos. Auch hier in Ostfildern ist letzten Sommer ein Radfahrer auf dem Rossert zwischen Scharnhausen und Ruit bei einem Zusammenstoß mit einem Pick Up an einer unübersichtlichen Feldwegkreuzung ums Leben gekommen. Diese Kreuzung wurde bisher weder entschärft noch mit Warnzeichen beschildert. Aktuell ist in Vaihingen an der Enz letzte Woche eine Radlerin beim Überholmanöver eines Linienbusses gestürzt und tödlich verletzt worden. Unsere Verkehrsinfrastruktur ist weitgehend aus den 70ger Jahren und auf den MIV (motorisierter Individualverkehr) ausgelegt. Es fehlen geschützte und damit sichere Radwege, es fehlen geschützte Kreuzungen mit Pufferzonen, damit Autofahrende die radelnden Verkehrsteilnehmer/innen rechtzeitig sehen können.
Unsere Nachbarländer Dänemark und Niederlande haben diese geschützten Verkehrsführungen angelegt und weiterentwickelt. Ein Blick über die Grenze genügt, um Anregungen für die Gestaltung einer für Alle sicheren Infrastruktur zu erhalten. Es hapert an der Umsetzung.
Studien beziffern das Potential des Radverkehrs auf 30%, mit einer Einsparung von 19 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr. Allerdings halten momentan 40% der Bevölkerung das Radfahren für zu gefährlich und die Menschen haben Angst, im Alltag mehr Rad zu fahren.
Wie kann der Umbau unserer Verkehrswege gelingen? Der ADFC sieht dazu fünf Erfolgsfaktoren, an erster Stelle steht der politische Willen, den Radverkehr schnell und effizient auszubauen. Dazu kommt die Initiative in den kommunalen Verwaltungen, die möglichen Spielräume und finanziellen Mittel zu nutzen, um vorhandene Strukturen zu verändern und ein Umdenken in der Verwaltung anzustoßen.
Zusammen mit der Nutzung von Elementen für den Schnellausbau von Radverkehrsinfrastruktur, unter Einbeziehung aller Interessengruppen und dem Mut schnell aktiv zu werden und "einfach anzufangen", ließen sich in kurzer Zeit erste Schritte zu einem fahrradfreundlichen Umbau des Verkehrs realisieren. Es gibt ausreichend Beispiele, wie ein schnell umsetzbarer Verkehrsversuch, wie geschützte Radfahrstreifen oder Pop-up-Radwege, im Einklang mit der Straßenverkehrs-Ordnung überall eingerichtet werden können, wo sie die Verkehrssicherheit verbessern.